Schweiz
Gesellschaft & Politik

Nach Nein zu Juso-Initiative fordert Gantner höhere Steuern für Reiche

Nach Nein zu Juso-Initiative fordert Milliardär Gantner höhere Steuern für Reiche

01.12.2025, 08:1801.12.2025, 12:26

Die Erbschaftssteuer-Initiative der Juso ist am Sonntag klar gescheitert. 79 Prozent der Bevölkerung lehnten diese an der Urne ab. Eine höhere Besteuerung von Reichen ist damit aber nicht vom Tisch – auch nicht bei den Reichen selbst. So fordert Alfred Gantner, Milliardär, Unternehmer und Mitbesitzer des börsenkotierten Konzerns Partners Group höhere Vermögenssteuern.

Alfred Gantner, Unternehmer, Mitglied des Initiativkomitees, spricht waehrend einer Medienkonferenz des Komitees der Kompass-Initiative zu Zwischenstand der Sammelphase und geplanten weiteren Schritte ...
Alfred Gantner fordert höhere Vermögenssteuern für Reiche.Bild: keystone

Wie Gantner gegenüber dem Tages-Anzeiger ausführt, sieht er darin mehr Chancen als bei Erbschaftssteuern. Diese könnten «problemlos umgangen werden», führt er aus. Weiter räumt er aber ein, dass die fortschreitende Vermögens­konzentration ein globales Problem sei.

«Es kann nicht sein, dass einige wenige in diesem Land sehr viel Vermögen haben, und andere Leute wissen nicht, wie sie ihre Krankenkassen­prämien und ihre Miete bezahlen sollen», so Gantner. Gebe es keine Trendwende, würden «die Elon Musks, Mark Zuckerbergs und Fredy Gantners in den nächsten 20 Jahren noch viel mehr Geld anhäufen».

Konkret bringt Gantner eine progressive Vermögenssteuer auf den Tisch. So führt er gegenüber dem «Tages-Anzeiger» aus:

«Man könnte zum Beispiel sagen, dass ab 200 Millionen Franken Steuern von 1 Prozent fällig werden. Bei einer halben Milliarde wären es 1,2 Prozent, bei einer Milliarde 1,5 Prozent und so weiter.»

Er selbst würde eine solche Steuer akzeptieren, weil er sein Vermögen nicht einfach so verdient habe. So brauche es auch viel Glück, um so viel Geld anzuhäufen. Weiter seien die hohen Summen an Steuern verkraftbar. «Bei einem Vermögen von zum Beispiel 3 Milliarden Franken würden pro Jahr vielleicht 60 Millionen an Steuern fällig», rechnet er vor. Pro Jahr erzielte er mit diesem Vermögen aber 2 bis 3 Prozent Rendite. Am Ende würde das Vermögen dann einfach nicht noch weiter wachsen, was er akzeptieren könne.

Alfred Gantner, Unternehmer, Mitglied des Initiativkomitees, rechts, spricht neben Marco Sieber, Industrieller Gebaeudeenergie und -technik, Mitglied des Initiativkomitees, links, waehrend einer Medie ...
Gantner machte sich auch als EU-Kritiker einen Namen.Bild: keystone

Weiter kritisiert Gantner auch die Pauschalbesteuerung für reiche Ausländer in der Schweiz. In einigen Kantonen können sich diese pauschal besteuern lassen: Sie müssen somit nicht Steuern auf ihren gesamten Einkünften zahlen, sondern nur auf dem pauschal berechneten Aufwand, den sie hierzulande haben. Dies sei unfair, so Gantner. «Es kann doch nicht sein, dass jemand 20 Millionen versteuert und sein Nachbar mit höherem Vermögen, der pauschalbesteuert ist, nur eine Million dem Staat abliefern muss.»

Durch diese Pauschalbesteuerung ist die Schweiz ein attraktiver Ort für reiche Personen aus dem Ausland. Diese Massnahme sei damit ungerecht gegenüber den Schweizer Nachbarstaaten, für welche Einnahmen wegfallen. Er befürworte grundsätzlich den Steuerwettbewerb zwischen Ländern und Kantonen, so Gantner. Dann müsse man aber auch alle gleich besteuern. Das sei mit der Pauschalbesteuerung nicht der Fall.

Alfred Gantner ist zwar parteilos und primär in der Wirtschaft aktiv, aber sorgte zuletzt immer wieder auch politisch für Schlagzeilen. Der 57-Jährige ist etwa strikter Gegner eines neuen Schweizer Abkommens mit der EU, mit seiner «Allianz Kompass Europa» setzt er sich für ein Nein an der kommenden Volksabstimmung ein. Zudem sorgte er zuletzt mit einer Reise nach Washington für Schlagzeilen, wo er im Rahmen eines Zolldeals US-Präsident Donald Trump traf. (dab)

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198 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Katerchen
01.12.2025 08:28registriert März 2023
Gantner hat recht die Pauschalbesteuerung verstösst auch gegen die Bundesverfassung die vorsieht, dass jeder nach seiner wirtschaftlichen Möglichkeiten besteuert werden muss.
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Amseilruntertaucher
01.12.2025 08:35registriert August 2021
Da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich. Vernünftiger Vorschlag.
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Gargamelito
01.12.2025 08:38registriert März 2021
Kenn ihn ja auch nicht, aber hätte ich von diesem Typ trotzdem nicht erwartet..
Aus meiner Sicht ein realistische und faire Betrachtungsweise. Natürlich nicht die gewünschte "Umverteilung", wie von weit Links gewünscht, aber wenigstens ein pragmatische und vor allem realistischer Ansatz und das von Einem, den es selber betreffen würde.
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